In der Konferenz der internationalen Nichtregierungsorganisationen (INGOs) beim Europarat gibt es seit April einen Ausschuss für Interkonviktionellen und interreligiösen Dialog (Committee for the interreligious & interconvictional dialogue). Interkonviktionell meint hierbei den Dialog zwischen verschiedenen Weltanschauungen, seien diese religiös oder atheistisch geprägt.
Obwohl er seit 2008 aktiv innerhalb des Europarats entwickelt wurde, scheint der offizielle interkulturelle Dialog und insbesondere seine religiöse Dimension seit 2017 trotz der Empfehlung 2080 der Parlamentarischen Versammlung (2015) und der europäischen Gesetzgebung (Vertrag von Lissabon) weniger bedeutend zu sein. [1] Bereits in einer Empfehlung der Parlamentarischen Versammlung von 2015 wird eine „stabile und offiziell anerkannte Plattform für den Dialog mit den Religionen“ gefordert.[2]
Dennoch nehmen Diskriminierung, Hassverbrechen, antisemitische, antimuslimische Gewalt und alle Formen von Intoleranz aufgrund von Religion oder Weltanschauung sowie Verschwörungstheorien leider zu.
Der Ausschuss will die Ursachen untersuchen und nach präventiven Maßnahmen und Möglichkeiten suchen, um diese den Bürger:innen zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck soll eine Plattform für den interreligiösen Dialog eingerichtet werden, nützliche Methoden gesammelt werden (z.B. Toolkit), die Zusammenarbeit mit anderen Organen und Projekten des Europarats erkundet und ausgeweitet werden und eine Koordination zwischen religiös oder weltanschaulich inspirierten INGOs hergestellt werden.
Ziel des Komitees ist es, unter anderem Akteure formaler und non-formaler Bildung zu diesen Themen zu informieren und zu sensibilisieren, zum Beispiel über Schulungen durch INGOs. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Ansatz interreligiöser und/oder dialogischer Bildung, um Toleranz, Verständnis und Wertschätzung für den/die religiösen und/oder weltanschaulich “Anderen” zu fördern. Bildung muss die Reflexion und das kritische Denken der Lernenden fördern, damit sie als mündige und verantwortungsbewusste Bürger:innen handeln können und zum Beispiel Verschwörungstheorien in der Gesellschaft bekämpfen können.
Der Neologismus „Interkonviktionell“ bezieht sich auf die Tatsache, dass die beteiligten INGOs bewusst den Dialog für Weltanschauungs- und humanistische Organisationen öffnen wollen. Der Vorsitz des neuen Ausschusses haben als Co-Vorsitzende die Vertreterin am Europarat der European Buddhist Union Gabriela Frey und der Leiter des Straßburger Büros der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) Sören Lenz inne.
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Dieser Artikel wurde von Sören Lenz, dem Leiter des Straßburger Büros der Konferenz der Europäischen Kirchen, geschrieben.
[1] The Intercultural cities programme (ICC) : https://www.coe.int/en/web/interculturalcities/thematic-initiatives; abgerufen am 24.06.2021.
[2] Parliamentary Assembly: Freedom of religion and living together in a democratic society; REC 2080(2015); “3.1: set up a stable an officially recognised platform for dialogue with religions”. Verfügbar unter: https://pace.coe.int/en/files/22200; abgerufen am 24.06.2021.