Heid Leganger-Krogstad
Der Norwegische Kirchenrat verabschiedete im April 2024 eine Resolution zu neuen Grundsatzrichtlinien für die Bildung. Auf dieser Grundlage wird ein neuer Lehrplan für die Bildung innerhalb der Kirche von Norwegen formuliert. 63 % der norwegischen Bevölkerung sind Mitglieder der Kirche, und diese ist verpflichtet, in allen Orten dieses weiten und dünn besiedelten Landes sowie auch für Norweger:innen im Ausland präsent zu sein. Das Besondere ist, dass die Kirche seit 2010 einen nationalen Lehrplan für ihre Bildung hat, der im Parlament beschlossen wurde (verfügbar auf Englisch: https://www.kirken.no/globalassets/kirken.no/om-kirken/slik-styres-kirken/planer-visjonsdokument-og-strategier/plan_trosopplaering_2010_2013_english.pdf).
Der Lehrplan wurde entwickelt, um die von der Kirche angebotene christliche Bildung für alle getauften Kinder zu stärken, als Antwort auf den Religionsunterricht in Form multireligiöser Bildung über Religionen, der seit 1997 in den öffentlichen Schulen unterrichtet wird. Alle religiösen Gemeinschaften erhielten deswegen staatliche Unterstützung, um die nicht-formale religiöse Bildung innerhalb der eigenen Familie zu gewährleisten.
Die Kirche von Norwegen ist seit 2012 unabhängig vom Staat (keine Staatskirche mehr) und daher nicht mehr auf Entscheidungen des Parlaments in ihrem Namen angewiesen. Eine der wichtigsten Veränderungen, die damit einhergeht, ist eine weniger schulähnliche religiöse Bildung, zusammen mit einer Erweiterung der Zielgruppe. Früher richteten sich die Bildungsangebote hauptsächlich an getaufte Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 18 Jahren. Nun, aufgrund des Rückgangs der Kindstaufen, richtet sie sich an alle, die an Bildung interessiert sind, sowohl als Nachbereitung der Taufe als auch als Einführung in das Christentum oder als Vorbereitung auf die Taufe von Jugendlichen und Erwachsenen (Nur 50 % der Kirchenmitglieder lassen ihre Kinder taufen, wobei das häufigste Argument ist, dass sie „den Kindern die eigene religiöse Zugehörigkeit zu gegebener Zeit selbst entscheiden lassen wollen“).
Bemerkenswert ist, dass es eine Abkehr davon gibt, die im kirchlichen Unterricht gegebene Stundenanzahl festzuhalten, wie es das Parlament als Bedingung für die finanzielle Unterstützung verlangte. Stattdessen gibt es einen stärkeren Fokus auf Lernen durch Partizipation. All diese Veränderungen sind auf eine schnelle Säkularisierung in Norwegen und einen Wandel im pädagogischen Verständnis von Lehren und Lernen zurückzuführen. Dabei wird die Notwendigkeit betont, Bildung für alle Personen anzubieten, die Interesse am kirchlichen Leben zeigen. Bildungsprogramme sollen für alle Personen unabhängig von ihrem Alter, Geschlecht, ihrer Mitgliedschaft, ihrem Interesse, ihrer kulturellen Zugehörigkeit und ihrer beruflichen Stellung angeboten werden. Die Verfügbarkeit für alle, die teilnehmen möchten, wird unterstrichen.
Der neue gemeinsame Lehrplan ist hauptsächlich eine Überarbeitung des Lehrplans von 2010 und soll 2025 fertiggestellt werden. Dieser Lehrplan wird auf der Grundlage der Grundsatzrichtlinien entwickelt, die der Rat der Norwegischen Kirche im April 2024 beschlossen hat (Vorgang 6/24).