Krisen in Europa – Wie wird die Weltsicht von Kindern geprägt?
Meine Enkelin ist 6 Jahre alt und steht kurz vor dem Abschluss ihres ersten Schuljahres, das völlig von der Pandemie geprägt war. Immer wieder anders aussehende Tage, und eine quasi Unmöglichkeit, auch nur für den nächsten Tag Pläne zu machen. In ihrem zweiten Schulhalbjahr in Norwegen erfährt sie, dass unser Nachbarland einen Krieg gegen ein anderes Nachbarland, die Ukraine, begonnen hat und dieser Krieg nun schon seit Monaten andauert. Erwachsene, Politiker und Staatsoberhäupter sind nicht in der Lage, den schrecklichen Ereignissen Einhalt zu gebieten, von denen sie täglich im Fernsehen etwas mitbekommt. Ich frage mich, wie sich diese Erfahrungen auf das Weltbild meiner Enkelin und ihr Verständnis für die Zukunft auswirkt. Mir ist klar, dass es unmöglich ist, den Krieg aus der Ferne zu verstehen, und noch weniger, wie der Krieg die Weltanschauung ukrainischer Kinder beeinflusst – aber dennoch.
Wie sollen die Lehrkräfte an den Schulen Europas jetzt vorangehen? Gehen sie im Unterricht auf die Krisen ein oder vermeiden sie sie? Versuchen sie, die Kinder zu schützen, indem sie erst dann auf diese Themen eingehen, wenn die Kinder selbst etwas entdecken und danach fragen? Oder gehen sie proaktiv damit um? Wie können Zukunft und Hoffnung Teil von Bildung und speziell von religiöser Bildung sein im heutigen Europa? Wie können Schulen die Eltern einbeziehen und welche Art der zukünftigen Lehrerausbildung brauchen wir? ICCS und IV sind nur zwei von vielen Organisationen, die Lehrkräften eine Plattform bieten können, um diese Fragen unter Fachkräften zu diskutieren. Was wir wissen, ist, dass Schulen nicht nur Faktenwissen vermitteln können. In Krisenzeiten sind ethische, demokratische, soziale und interreligiöse Werte wichtiger denn je. Das gilt auch für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die Religionen vermitteln können.
Heid Leganger-Krogstad im Namen von
Dr. Tania ap Siôn und Heid Leganger-Krogstad (ICCS) und Michael Jacobs und Piet Jansen (IV)