Am 1. Januar 2020 hat Dr. Jørgen Skov Sørensen seine Arbeit als neuer Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) aufgenommen. Erfreulicherweise stimmte er einem Interview mit ICCS, die eine offizielle Partnerorganisation der KEK ist, zu.

ICCS: Was war Ihre Motivation, Generalsekretär der KEK zu werden?

Dr. Jørgen Skov Sørensen: Ich habe schon lange in verschiedenen Formen im Bereich Mission und Ökumene der Kirchen gearbeitet. Der Ausdruck „Einheit in Vielfalt“ ist für meinen ökumenischen Weg richtungsweisend, ich habe mich immer durch Begegnungen mit Menschen oder Traditionen, die sich von meinen eigenen unterscheiden, bereichert gefühlt. Durch diese ökumenischen Begegnungen kann ich auch meine eigene lutherische Tradition besser verstehen. Dass ich bei der KEK dieses persönliche Interesse mit meiner beruflichen Erfahrung aus einer Vielzahl von Führungspositionen in kirchlichen Kontexten kombinieren kann, motiviert mich ganz besonders.

ICCS: Jetzt wo Sie begonnen haben, was sind Ihre drei wichtigsten Prioritäten als Generalsekretär?

Dr. Jørgen Skov Sørensen: Meine erste und wichtigste Priorität ist es, im Brüsseler Sekretariat präsent zu sein, das in den letzten Jahren erheblichen Veränderungen ausgesetzt war. Einige grundlegende Entscheidungen müssen bezüglich der Organisation der Arbeit und des Sekretariats getroffen werden. Eine der wichtigsten Rollen als Generalsekretär ist es, meine Mitarbeiter bei der Arbeit an unseren gemeinsamen Zielen und dem Aufbau guter Strukturen zu unterstützen. Zum Zweiten möchte ich einige der Mitgliedskirchen besuchen, um zu erfahren, was sie für die wichtigsten Aufgaben der KEK in den 2020’er Jahren halten. Ich hoffe, dass wir auf diesem Wege in der Lage sein werden, das Gefühl einer gemeinsamen Mitverantwortung aller zu stärken. Drittens glaube ich, dass sich die KEK im Bereich der Kommunikation weiterentwickeln muss, um die verdiente Sichtbarkeit ihrer Arbeit und ihre einzigartige Stimme in Europa und darüber hinaus zu stärken.

ICCS: Wie planen Sie die Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen? Wo sehen Sie deren Rolle innerhalb der KEK?

Dr. Jørgen Skov Sørensen: Ich habe mir einige Gedanken über die zukünftige Rolle der KEK gemacht. Meiner Ansicht nach muss die KEK im Namen ihrer Mitgliedskirchen die Aufgaben übernehmen, die keine andere Organisation übernehmen kann. Die KEK ist eine Organisation bestehend aus 114 Mitgliedskirchen. Nur wenige andere Organisationen können sich damit messen, was uns einige Möglichkeiten eröffnet, die wir aber auch bestmöglich nutzen müssen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich die KEK nur in sich selbst zurückziehen sollte. Im Gegenteil, es macht die Zusammenarbeit mit Partnern und Partnerschaften noch wichtiger. Gegenseitige Kommunikation und Interaktion hilft uns, das tun, was wir am besten können, und stellt sicher, dass wir keine Doppelstrukturen aufbauen.

ICCS: Was erwarten Sie von den kürzlich eingerichteten thematischen Arbeitsgruppen? Insbesondere von der thematischen Arbeitsgruppe “Bildung, Demokratie und Vielfalt”?

Dr. Jørgen Skov Sørensen: Thematische Arbeitsgruppen sind ein Mittel, um Fachkräfte und Experten aus unseren Mitgliedskirchen zu bestimmten Themen einzubinden. Meine Hoffnung und Erwartung liegt darin, dass die thematischen Gruppen die Erkenntnisse der Organisation vertiefen und die Qualität unserer Arbeit erhöhen können. “Bildung, Demokratie und Vielfalt” sind drei Bereiche, in denen wir in Europa große Unterschiede sehen. Die thematische Gruppe, die sich mit diesen Themen befasst, wird eine wichtige Aufgabe bewältigen müssen, indem sie aufzeigt, wie unterschiedlich die Situationen innerhalb unserer Mitgliedskirchen erlebt werden.

ICCS: Haben Sie persönliche Erfahrungen im Bildungssektor?

Dr. Jørgen Skov Sørensen: Für einen kurzen Zeitraum von vier Jahren war ich als Assistenzprofessor an der Universität von Aarhus in Dänemark tätig, wo ich Vorlesungen hielt, internationale Seminare und Forschungsprojekte betreute und koordinierte. Ich habe die Rolle als „Ausbildner“ im weitesten Sinne des Wortes sehr genossen. Auch zu sehen, wie meine Studenten Fortschritte machten und ihre eigenen Standpunkte zu den von uns diskutierten Themen bildeten, war ein Geschenk von nicht zu unterschätzendem Wert.

ICCS: Wo sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen im Bildungsbereich?

Dr. Jørgen Skov Sørensen: Manchmal fürchte ich, dass Bildung in unserer heutigen Zeit auf den Aufbau von Fähigkeiten und Kompetenzen reduziert wird. Für mich ist Bildung sicherlich das – aber auch mehr als das. Es ist die Bildung des Individuums im Kontext der Gesellschaft. Was bedeutet es, ein Bürger zu sein? Was verlangt die Demokratie von mir? Wie finde ich meine Rolle und wie kann ich mich in die Gemeinschaft einbringen? All das ist auch Teil von Bildung und sollte niemals vernachlässigt werden, sondern als ein Eckpfeiler dienen, was gute Bildung für Menschen ausmacht.

Photo © Rune Lundø

Dies ist eine freie Übersetzung von David Fipke und Bianca Kappelhoff. Das Original-Interview auf Englisch finden Sie hier.