Kinder und Jugendliche verdienen es, die Wurzeln ihrer eigenen Kultur zu erkennen, um die Welt, in der sie leben, verstehen zu können. Religionen stehen für Traditionen, Kontinuität und lange Zeitspannen. Konventionen, Gewohnheiten, Rituale, Regeln, Werte und Weltanschauungen sind meist in religiösen Traditionen verwurzelt und lassen sich aus ihnen heraus erklären. Dabei stellen Religionen oft das kollektive Gedächtnis in der Kultur dar, das nicht verbalisiert wird. Obwohl sie auch viele Stärken haben, bombardieren Medien wiederum Kinder und Jugendliche mit einer häufig wechselnden Populärkultur. Der Wandel kann so schnell sein, dass jedes Jahrzehnt seine eigenen Worte, seine Literatur, seine Musik, seine Filme, seine Mode, sein Essen und seine Werte schafft – siehe zum Beispiel: https://www.thetoptens.com/decades-since-1900-live/.

Als Ausgleich kann Religion längerfristige Muster und Horizonte anbieten, um das Leben innerhalb dessen zu verstehen. Während der Pandemie hat die Nutzung von Medien allgemein zugenommen und diese dienten oft als eine Art “Flucht” aus einem eingeschränkten Alltag. Gleichzeitig hat die Pandemie uns vor Augen geführt, wie schnell die globale Ordnung der menschlichen Kontrolle entgleiten kann. Für viele Kinder und Jugendliche hat die Pandemie damit ihr Verständnis vom Sinn des Lebens in Frage gestellt. Sie kehren nun allmählich in die Schule zurück mit dem Bedürfnis, ihre Erfahrungen aus einer breiteren Perspektive zu verstehen. Der Religionsunterricht in Schulen und Kirchen sollte ihre Erfahrungen aufgreifen, um die menschlichen Lebensbedingungen aus einer religiösen Perspektive zu erkunden. Kinder und Jugendliche brauchen religiöse Bildung, um ihre Erfahrungen zu verarbeiten, besonders nach dieser Pandemie, die ihr tägliches Leben auf die Probe gestellt hat.

Wir wünschen allen eine erholsame Sommerzeit und einen guten Start ins neue Schuljahr!

Dr. Tania ap Siôn und Prof. Heid Leganger-Krogstad (ICCS)

Michael Jacobs und Piet Jansen (IV)